Der Job des Lehrers ist in den letzten Jahren immer schwieriger geworden. Die Arbeitsbelastung durch höhere Stundenzahl, größere Klassen und unkonzentrierte Kinder ist um ein Vielfaches gestiegen. Jetzt kommt noch die Inklusion dazu.




Die pädagogischen Belastungen sind aber nicht das einzige Problem, denn durch zusätzliche Verwaltungsaufgaben und bürokratische Verfügungen steigt der Arbeitsaufwand immer mehr. Wer früher störende Schüler kurzerhand in die Ecke gestellt oder vor die Tür gesetzt hat, traut sich das nicht mehr, weil Eltern sich nicht scheuen, dagegen mit Beschwerden oder juristisch vorzugehen. Das führt dazu, dass bei Disziplinarmaßnahmen Teilkonferenzen einberufen werden müssen, Noten müssen rechtssicher begründet werden, Zeugnisse müssen rechtssicher verfasst werden und Unterrichtsmethoden müssen akribisch dokumentiert werden.

Für Qualitätsanalysen müssen Konzepte erstellt werden, Lernstandserhebungen müssen statistisch ausgewertet werden und der eingeführte Ganztagsunterricht mit unzureichender Ausstattung wirft täglich neue Probleme auf. Turbo-Abitur und dauernde Änderungen des Schulgesetzes führen zur Erhöhung von Konferenzen und Dienstbesprechungen. Neue Schulformen mit neuen Organisationsformen und neuen Sichtweisen wollen das Rad täglich neu erfinden.




© Paul Tresselt

Die Sparmaßnahmen der Schulträger verschärfen das Problem noch. Die einzige Chance, einen erträglichen Arbeitsplatz zu bewahren, haben Lehrer und Lehrerinnen nur noch dadurch, dass im eigenen Kollegium klare Konferenzbeschlüsse gefasst werden, die den zunehmenden Stress eingrenzen.
Machen Sie der Schulleitung klar, dass Sie nicht unbegrenzt zusätzliche Aufgaben ohne Entlastung übernehmen können!

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Schöpfen Sie Ihre Mitbestimmungsmöglichkeiten aus:

  • Legen Sie die Zahl der max. Springstunden in der Konferenz fest.
  • Vereinbaren Sie klare Regelungen für Mehrarbeit und Vertretungsstunden.
  • Definieren Sie eindeutige Regelungen für die Erteilung von Sonderurlaub.
  • Regeln Sie die Zahl der Klassenfahrten, legen Sie die Begleiter für Wanderfahrten und Unterrichtsgänge fest, sichern Sie die Erstattung der Kosten.
  • Klären Sie die Anwesenheitspflichten während der Unterrichtszeit. Führen Sie evtl. „Kernarbeitszeiten“ ein oder Schutzzeiten, in denen Sie nicht zu Vertretungsstunden herangezogen werden.
  • Definieren Sie eindeutig Präsenzzeiten und deren Verrechnung.
  • Formulieren Sie eindeutige Kriterien für die Vergabe von Entlastungsstunden. Legen Sie einen Grundsatzkatalog fest, der die Entscheidung der Schulleitung begrenzt.
  • Vereinbaren Sie einen Ausgleich für zusätzlich erteilte Unterrichtsstunden (Projekttage, Begleitung der Schüler zu Wettkämpfen und außerschulischen Veranstaltungen, Elternsprechtage, Tag der Offenen Tür usw.).
  • Formulieren Sie Grundsätze zur Festlegung der Pflichtstunden-Bandbreite. Die Schulleitung muss sich an diese Grundsätze halten.
  • Legen Sie die Grundsätze für die Anwesenheitspflicht von Teilzeitkräften bei zusätzlichen Unterrichtsveranstaltungen und Konferenzen fest.
  • Überdenken Sie die Aufsichtspläne und entwerfen Sie einen Plan für die Reduzierung von Aufsichten.
  • Überziehen Sie keine Konferenzen. Sorgen Sie dafür, dass auf der Einladung Beginn und Ende aufgeführt sind. Sagen Sie der Schulleitung, dass Sie sich darauf verlassen werden und gehen müssen, wenn die vereinbarte Zeit deutlich überschritten ist.
  • Verlangen Sie eine aufgeschlüsselte Bilanz des jährlichen Finanzbudgets. Sorgen Sie dafür, dass die von Ihnen vertretenen Fachbereiche eine gute Materialausstattung haben. Das senkt die Arbeitsbelastung!
  • Lassen Sie sich alle zusätzlichen Dienstfahrten erstatten. Ohne Erstattung führen Sie keine durch. Das tut kein Schulaufsichtsbeamter – also sollten Sie es auch nicht tun.
  • Verlangen Sie einen gesunden Arbeitsplatz nach den EG-Richtlinien. Lassen Sie sich die vorgeschriebene Gefährdungsbeurteilung der Schulleitung zeigen und prüfen Sie, ob die von Ihnen festgestellten Belastungen enthalten sind.
  • Lassen Sie sich keinen Stundenplan aufdrängen, der eine ungewöhnliche Belastung darstellt. Beharren Sie auf der Einhaltung der Konferenzbeschlüsse und Vereinbarungen. Machen Sie der Schulleitung klar, dass sie dafür bezahlt wird, solche Aufgaben ordentlich zu erledigen.
  • Beschließen Sie organisatorische Vereinfachungen für Verwaltungsabläufe (z.B. Umlaufverfahren für Protokolle, Info-Schreiben statt Dienstbesprechungen, Tischvorlagen für Konferenzen, einfachere Listenführung usw.).
  • Beschließen Sie die Ihnen zustehenden  2 Fortbildungstage zur Weiterentwicklung des Schulprogramms oder zur Evaluation. In dieser Zeit können Sie vieles erledigen, was sonst in zusätzlichen Konferenzen erfolgen würde.
  • Lehnen Sie organisatorische Arbeiten (z.B. Inventarisierung, Bücherbestellung, Umzugsarbeiten etc.) ab, die in den Bereich des Schulträgers oder des Sekretariats fallen.
  • Legen Sie den Ihnen zustehenden Korrekturtag für Abiturarbeiten fest. Überlegen Sie auch, ob Korrekturfachlehrerinnen und Korrekturfachlehrer nicht durch die Lernstandserhebungen und Zentralen Arbeiten besonders belastet sind. Entlastungsmöglichkeiten finden Sie auf der Sonderseite Korrekturfächer und Korrekturfachlehrer.
  • Lassen Sie nicht die Schulleitung die Entscheidungen treffen, sondern die Lehrerkonferenz! Dazu müssen Sie Grundsatzbeschlüsse fassen. Greifen Sie aktiv in in die Entscheidungsprozesse ein! Sie selbst bestimmen über die Arbeitsbelastung!

Wichtiger Hinweis: Empfehlungen zum Umgang mit der „Bandbreitenregelung“ finden Sie auf der Seite „Arbeitszeit“ und der Sonderseite „Pflichtstunden – Bandbreite„!




Arbeitsbelastung und Arbeitsatmosphäre sind wichtige Einflussfaktoren für die Gesundheit. Nur gesunde und zufriedene Lehrer machen guten Unterricht. Das muss Ihre Schulleitung einsehen. Sie wird es aber erst verstehen, wenn Sie selbst die Grenzen der Belastbarkeit definieren. Für die Schulleitung sind Vertretungsstunden und Mehrarbeit nämlich keine besonderen Belastungsfaktoren, da sie eine Stundenermäßigung haben und mit einem Schulleiterbonus ohne Stress Vertretungsstunden halten können. Sie haben oft den Sinn für die tatsächliche Alltagsbelastung verloren. Es ist also ganz gut, wenn Sie ihnen diesen wieder in Erinnerung rufen:
Lernen Sie, „Nein“ zu sagen.

In Niedersachsen wurden Untersuchungen ( Prof. Schaarschmidt, Uni Potsdam) durchgeführt, die abfragten, welche Arbeitsbedingungen als besonders belastend empfunden wurden. Folgende Bereiche wurden genannt:

Belastungsgrad Art der Belastung
Beziehung zur nichtpädagogischen Personen
Bezahlung
Zusammenarbeit mit der Schulverwaltung
Beziehungen zur Schulleitung
Beziehungen zu den Kolleginnen und Kollegen
Zustand des Gebäudes
Materialausstattung
Zusammenarbeit mit Eltern
Eigener Gesundheitszustand
Stundenplan
Neue Lehrpläne
Fortbildung außerhalb der Dienstzeit
Außerunterrichtliche Pflichten
Stofffülle
Fachfremder Unterricht
Berufliches Image
Vertretungsstunden
Koordinierung beruflicher und privater Verpflichtungen
Schulverwaltungsaufgaben
Stundenzahl
Klassenstärke
Verhalten schwieriger Schüler

Natürlich erleben alle Lehrerinnen und Lehrer die unterschiedlichen Belastungen individuell anders, aber es kommt ganz deutlich heraus, dass die Faktoren Stundenzahl, Klassenstärke und Verhalten der schwierigen Schüler für alle die größte Belastung darstellen. In einer anderen Untersuchung ( Dr. Johnen, Calw 1998) wurden von einer psychosomatischen Fachklinik die Lehrer befragt, unter welchen Belastungsfaktoren sie am meisten leiden würden. Dabei ergab sich folgendes Bild:

Art der Belastung Belastungsgrad
Rückenbelastung
Lange Anfahrtzeit
ständiges Stehen
Körperhaltung
Zeitdruck
unregelmäßige Arbeitszeit
lange Arbeitszeit
starke Konkurrenz
Lärm
widersprüchliche Anweisungen
kein Kontakt
Führungsaufgaben
dauernder Kontakt
strenge Kontrolle
psychische Belastung
ständige Konzentration
Verantwortung

Wenn Sie an Ihrer eigenen Schule auch einmal eine solche Befragung durchführen, können Sie die spezifischen Faktoren zusammenstellen, die bei Ihnen die besondere Arbeitsbelastung ausmachen. Es können ja bei Ihnen auch ganz andere Merkmale von Bedeutung sein. Dann könnte zusammen mit der Schulleitung daran gearbeitet werden, wie man diese Belastungen gezielt senken könnte.
Übereinstimmend wurde aber  in allen Untersuchungen immer wieder deutlich, dass

  • große Klassen
  • schwierige Schüler
  • hohe Unterrichtsverpflichtung

auch von den gesündesten Lehrerinnen und Lehrern als besonders belastend empfunden werden. Zwar hat jeder individuelle Bewältigungsstrategien, aber das ändert auch nichts an den Belastungen an sich.

Das Problem wird in den nächsten Jahren immer dann eine große Rolle spielen, wenn die „Bandbreitenmodelle“ aus dem Programm „Selbstständige Schule“ diskutiert werden. Nach dem Willen der Landesregierung NRW entscheiden nämlich jetzt die Schulleitungen über die Pflichtstundenzahl  im Rahmen  einer gewissen Bandbreite. Die Lehrerkonferenz hat nur noch die Möglichkeit, Grundsätze für die Verteilung zu beschließen. Wenn also die Lehrerkonferenz nichts tut, wird die Schulleitung ihre Entscheidung nach den eigenen Kriterien darüber treffen, was eine besonders belastende Unterrichtsstunde oder was ein besonders belasteter Kollege ist und danach seine Pflichtstunden festlegen. Das kann auf die Dauer nicht gut gehen. Auf der Webseite Arbeitszeit habe ich einige Vorschläge zusammengestellt, wie Sie das verhindern können.

Studie: Viele Lehrer denken an Frühpensionierung

Viele Lehrer halten ihren Beruf für so stressig, dass sie ihn nicht bis zur Rente ausüben können. Nur weniger als die Hälfte der Lehrer in sieben Bundesländern glaubt nach einer von der DAK in Auftrag gegebenen Studie, bis zum gesetzlichen Pensionsalter arbeiten zu können. Sie glauben, dass sie vorzeitig in den Ruhestand gehen müssen. Unter den von der Leuphana Universität Lüneburg befragten Pädagogen leiden mehr Lehrerinnen unter Schulstress.
Lesen Sie die Ergebnisse der Studie!

Es gibt eine 18-seitige Kurzfassung der Untersuchungen von Prof. Schaarschmidt an der Uni Potsdam zum Thema „Psychische Beanspruchung von Lehrerinnen und Lehrern“ Wenn Sie Interesse haben, kann ich Ihnen die Datei psychbel.pdf zuschicken..

Kaum jemand führt eine Lehrerkonferenz zu dem Thema Arbeitsbelastung durch, obwohl sich viele Kolleginnen und Kollegen überlastet fühlen. Die Tätigkeiten im Lehrerberuf sind durch Mehrfachbelastungen gekennzeichnet, wobei die psycho-sozialen Faktoren eine große Rolle spielen. Leider werden diese nirgendwo im Rahmen des Arbeitsschutzes anerkannt. Das ist sehr traurig. Es bleibt zu hoffen, dass irgendjemand einmal auf die Idee kommt, doch darüber nachzudenken, weil anerkanntermaßen 50% der Lehrer wegen solcher berufsbezogener Belastungsfaktoren vorzeitig aus dem Dienst ausscheiden.

Es sieht so aus, als tue sich etwas auf diesem Gebiet, denn die Bezirksregierung Düsseldorf hat in Zusammenarbeit mit dem MSW, dem BAD und der Freiburger Forschungsstelle Arbeits- und Sozialmedizin eine Initiative auf den Weg gebracht, bei der nunmehr die psychosozialen Belastungen am Arbeitsplatz mit Hilfe eines speziellen Fragebogens gemessen werden sollen.

Am 16.10. 2003 hat Angelika Rockel die Ergebnisse einer Bremer Untersuchung bekannt gegeben:

Berufliche Belastung von Lehrern ist hoch
Lehrer haben einen schlechten Ruf. Sie gelten als „faul“, freizeitverwöhnt, unterfordert. Zu unrecht, wie Bremer Schulforscher jetzt mit objektiven Fakten belegen.
In einer Studie im Auftrag des Senators für Bildung und Wissenschaft haben die Wissenschaftler vom Institut für Interdisziplinäre Schulforschung im Fachbereich Human- und Gesundheitswissenschaften der Universität Bremen den Arbeitsalltag von Lehrern analysiert und dabei ihren Verdacht bestätigt gefunden: Lehrerinnen und Lehrer sind hohen und nicht ausreichend kompensierten psychischen und körperlichen Anforderungen ausgesetzt; über wenige Berufs-Jahrzehnte hinweg führen diese Bedingungen zu einem Verschleiß an psychischer und physischer Leistungsfähigkeit und zwingt den größeren Teil aller Lehrkräfte zur vorzeitigen Beendigung des Berufslebens.Die Bremer Wissenschaftler Professor Jörg Berndt, Professor Hans-Georg Schönwälder, Gerhart Tiesler und Frauke Ströver haben 178 Lehrer und Lehrerinnen an fünf Bremer Schulen eine bis zwei Wochen lang in ihrem Arbeitsalltag begleitet. Sie beobachteten den Unterrichtsverlauf und nahmen bei allen Testpersonen ein Langzeit-EKG auf, aus dem Beschleunigungen und Verlangsamungen der Herztätigkeit kontinuierlich ermittelt wurden; daraus wurden Aussagen über Anspannung und Entspannung gewonnen. Lehrerinnen und Lehrer stellten sich außerdem für eine medizinisch-psychologische Testbatterie zur Verfügung und füllten einen umfassenden Fragebogen aus, der sie danach befragte, durch welche Merkmale ihres Berufe sie sich mehr oder weniger stark belastet fühlen.Weil sich bei dieser Befragung ergab, dass einer der wichtigsten Belastungsfaktoren „…der Lärm, den Schülerinnen und Schüler machen“ ist, wurden in einigen Schulräumen (Klassenräume, Turnhalle, Pausenhalle, Lehrerzimmer) über ganze Schultage Schallpegel-Messungen während des normalen Schulbetriebs durchgeführt, um den „subjektiv empfundenen“ mit dem „physikalisch gemessenen Lärm“ vergleichen zu können.
Die Untersuchungsergebnisse zeigen vor allem eines: Die Mehrheit der Lehrer leidet unter körperlichen und seelischen Belastungsfolgen und ist gesundheitlich beeinträchtigt. Auffällig ist der geringe Erholungswert von Unterrichtspausen, so dass die psychophysische Leistungsfähigkeit der Lehrer im Laufe des Tages erheblich abnimmt. Bei der Mehrzahl der Testpersonen treten dauernde gesundheitliche Schwierigkeiten auf, wie Ernährungsstörungen, Beschwerden im Bewegungsapparat oder Kreislaufprobleme. Hinzu kommen psychische Probleme wie erhöhte Reizbarkeit, Schlafstörungen und verminderte Konzentrationsfähigkeit. Bei vielen Lehrkräften summieren sich diese Probleme zum „Burnout-Syndrom“, unter dem etliche Lehrerinnen und Lehrer so stark leiden, dass sie vor dem Eintritt in das Renten- oder Pensionsalter arbeitsunfähig sind.
Für die Bremer Uni-Forscher steht fest: Druck und unberechtigte Kritik – auch von offizieller Seite – sind ungeeignete Mittel, die berufliche Leistung von Lehrerinnen und Lehrern (also den Unterricht und seine Ergebnisse) zu verbessern. Gute pädagogische Arbeit setzt gute Arbeitsbedingungen voraus, die nach den Ergebnissen der Studie in vielen Details (zum Beispiel Organisation des Schultages, des Schuljahres und des Arbeitslebens, der Gesundheitsvorsorge, der Fort- und Weiterbildung) verbesserungsfähig und verbesserungsbedürftig sind.Ohnehin ist es nicht besonders konstruktiv, nur die Lehrkräfte für das negative Abschneiden des gesamten Bildungssektors (PISA-Studie) verantwortlich zu machen. Allein die wenigen Untersuchungen zur Lärmbelastung, die im Rahmen der vorliegenden Studie vorgenommen wurden (eine ausführliche Analyse des „Schullärm-Problems“ wird sich anschließen) haben gezeigt, dass manche Einschränkung schulischer Lernergebnisse unter anderem auf die schlechte akustische Qualität mancher Klassenräume zurückzuführen sind.
Was ist zu tun? Es kann kaum hingenommen werden, dass in einem für Erziehung und Bildung so zentralen Berufsstand die Mehrzahl der Berufstätigen das reguläre Ende des Arbeitslebens nicht erreicht. Soweit die Gründe dafür jetzt etwas besser bekannt sind, sollten sie beseitigt werden, mit den Lehrerinnen und Lehrern gemeinsam, nicht durch Maßnahmen „von oben herab“. Dazu kann Hilfestellung notwendig sein, z.B. auf dem Gebiet des Zeitmanagements (Wie optimiert man einen Arbeitstag? Wie lange darf eine Unterrichtsstunde sein?) oder auf dem Gebiet der (psychischen und physischen) Gesundheitsvorsorge (Was muss ich tun, um meine Leistungsfähigkeit zu erhalten?).Weitere Informationen:
Universität Bremen
Fachbereich Human- und Gesundheitswissenschaften
Institut für interdisziplinäre Schulforschung
Universität Bremen/FB 11
Gerhart Tiesler
Tel. 0421 / 218 2900
E-Mail: tiesler@uni-bremen.de

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Reduzierung der Arbeitsbelastung in der Schule

Zu allem Übel wurden auch noch die Pflichtstundenzahlen ab 1.2.2004 angehoben. Inzwischen haben die Gewerkschaften und Lehrerverbände auch die Konferenzen aufgefordert einmal darüber nachzudenken, welche Kompensationsmöglichkeiten es gibt, um diese zusätzliche Belastung wieder auszugleichen. Was halten Sie von folgenden Vorschlägen?

  • Reduzierung der Zahl von Konferenzen
    Manche Konferenzen sind nach dem Schulmitwirkungsgesetz vorgeschrieben. Es müssen jeweils Vorsitzende gewählt werden, es müssen Absprachen über Lehrpläne, über Beurteilungskriterien, Parallelarbeiten oder Anschaffungen getroffen. Aber jedes Jahr neu, obwohl in den Schulen viele sinnvolle Vereinbarungen bestehen, die sich als praktikabel herausgestellt haben. Könnte man nicht über die Zahl der Konferenzen, die Inhalte, die Dauer, die Protokolle und Verfahren nachdenken und überlegen, wie man sie vereinfachen könnte?
  • Reduzierung der Schulprogrammentwicklung
    In den letzten Jahren mussten die Schulen viel Aufwand in die Schulprogrammentwicklung stecken. Obwohl viele Schulen längst gute pädagogische und organisatorische Programme hatten, wurden sie verpflichtet, diese sehr ausführlich zu dokumentieren und laufend zu ergänzen. Immer neue Termine wurden von der Schulaufsicht dazu gesetzt. Es könnte überlegt werden, ob das nicht zur Ruhe gebracht werden kann, bis endlich neue Schulstrukturen geschaffen werden, die dauerhaft sind. Die derzeitigen halbherzigen Veränderungen der Bildungspolitiker haben nur Unruhe in die Schulen gebracht. Immer neue Programme wurden eingeführt ohne abzuwarten, ob die alten auch irgendwelche Erfolge zeigen würden. Nun ist noch die Einführung der selbständigen Schule hinzugekommen. Die Schulaufsicht soll demnächst verändert werden, die Schulgesetze sollen verändert werden. Kann man denn nicht erstmal abwarten?
  • Reduzierung der Gutachten
    Früher genügten Zeugnisse zur Beschreibung von Schülerleistungen. Das war dem Ministerium zu wenig. Die Beschreibung von Schülerleistungen musste her. Früher genügte ein Vermerk auf dem Grundschulzeugnis, ob eine Schüler für eine weiterführende Schule geeignet war oder nicht. Das reichte nicht; erst musste ein Gutachten, dann eine Empfehlung her. Die Abiturarbeiten wurden von einem Zweitgutachter gelesen; das reicht heute auch nicht mehr: Quervergleiche und Drittgutachten müssen her. Dazwischen tummeln sich Parallelarbeiten, Lernstandserhebungen und Abschlusstests aller Art. Und dennoch wird der Wert von außerschulischen Institutionen angezweifelt. Handwerksbetriebe, Firmen oder Universitäten machen ihre eigenen Tests, um die wahren Leistungen herauszufinden. Zentrale Tests wären da keine schlechte Sache. Könnte man nicht die Schulaufsichtsbeamten in den Ministerien und Bezirksregierungen sinnvoller für die Entwicklung von einheitlichen Tests einsetzen, die dann alle anderen ersetzen könnten? Schulgesetze werden vereinfacht – warum nicht Gutachten auch?
  • Reduzierung der außerschulischen Veranstaltungen
    Zählt man einmal die zusätzlichen Stunden zusammen, die an den Schulen für die Vorbereitung von Feiern, Festen, Projekten, Aufführungen und Veranstaltungen aufgewendet werden, so würden manche Leute im Ministerium staunen. Und das alles unbezahlt.
    Offensichtlich wird das alles aber nicht gewürdigt, denn die Pflichtstundenzahlen werden heraufgesetzt und die Ermäßigungsstunden werden abgeschmolzen. Finanzielle Belohnungen werden gestrichen und Motivationen entfernt. Dazu kommen jährlich neue Belastungen hinzu. Hier ist zu fragen, ob nicht eine Zurücknahme der eigenen Arbeitskraft sinnvoll ist. Das würde der Gefahr des Krankwerdens, der Erschöpfung oder einer vorzeitigen Pensionierung begegnen.
  • Abbau des internen Verwaltungsaufwandes
    Im Sinne der Arbeitsbelastung sollte sich auch einmal eine Gruppe zusammensetzen und Lösungen für den  Aufwand suchen, der bei der Dokumentation getrieben wird. Dieser ist in jeder Schule anders, aber es lohnt durchaus, einmal über
    – Führung von Mappen, Klassenbüchern
    – Handhabung von Listen (Fehlzeitenlisten, Zeugnislisten usw.)
    nachzudenken.
  • Reduzierung der Hektik
    Jeder spürt, dass es im Verlaufe des Schuljahres Zeiten gibt, die angenehm und von wenig Krankheitsfällen gekennzeichnet sind. Anderseits gibt es Jahreszeiten, die durch Termindruck, Veranstaltungen oder Arbeitsanfall geprägt sind. Es sollte überlegt werden, ob nicht eine gleichmäßigere Verteilung  oder Bündelung von Terminen, Konferenzen, Sprechtagen und sonstigen Veranstaltungen eine Entlastung erreicht werden kann.
  • Reduzierung der Informationsflut
    Die schwarzen Bretter der Lehrerzimmer quellen oft über von den Informationsschreiben, Flugblättern, Einladungen oder Terminankündigungen. Kein Wunder, dass vieles übersehen oder nicht beachtet wird. Hier sollten Steuerungsmöglichkeiten gesucht werden. Der Schulbetrieb wird ruhiger und die Kollegiumsmitglieder werden gelassener, wenn der Druck verringert wird.
  • Reduzierung der Klassenarbeiten
    In der Sekundarstufe I ist es möglich, eine Klassenarbeit durch andersartige Leistungsüberprüfungen zu ersetzen. Davon sollte man bei Projekttagen, Praktika, beim Schüleraustausch oder anderen Veranstaltungen Gebrauch machen.

Reduzierung des Verwaltungsaufwandes für Lehrer

Auch Schulministerin Barbara Sommer hat in ihrer Schuljahrespressekonferenz vom 19.08.05 wiederum betont:

„Ich möchte den enormen Verwaltungsaufwand für die Lehrerinnen und Lehrer abbauen, damit sie sich wieder mehr auf ihre eigentliche Aufgabe, das Unterrichten, konzentrieren können. Erste Schritte sind bereits getan: Zu ihrer Entlastung werden wir den mit der Schulprogrammarbeit und der internen Evaluation für die Schulen verbundenen Organisationsaufwand reduzieren. Der für Ende des Jahres zu erstellende Bericht zur Evaluation des Schulprogramms entfällt. Ebenso werden wir die Schulen bei der Durchführung der Lernstandserhebungen entlasten. So werden zum Beispiel die Tests in der Grundschule gestrafft. In der Sekundarstufe I wird das Rückmeldeverfahren an Eltern und Schüler vereinfacht und die Auswertung der Tests in den Fächern Deutsch und Englisch grundlegend überarbeitet.“

Zur Reduzierung der Korrekturbelastung von Lehrerinnen und Lehrern

Einen interessanten Beitrag zur Senkung der Korrekturbelastung hat das Ministerium im April 2009 veröffentlicht. In dem zweiseitigen Script werden viele Möglichkeiten dargestellt, wie durch Maßnahmen der Schulleitung oder durch die Kolleginnen und Kollegen selbst Korrekturtätigkeiten reduziert werden können. Leider sind diese Hinwese nicht in die BASS aufgenommen worden, sondern befinden sich im Serviceteil des Amtlichen Schulblattes NRW 04/2009. Lesen Sie dazu auch die weiteren Ausführungen auf der Seite Korrekturfächer und Korrekturfachlehrer.

Auf den Webseiten Gesundheitsmanagement und Stress habe ich weitere Vorschläge zusammengestellt, wie Sie die Belastungen des schulischen Alltags mildern können. Eng verbunden mit dem Thema sind natürlich auch die Aufgaben der Schulleitung hinsichtlich des Arbeits- und Gesundheitsschutzes.
Auf der Webseite Mehrarbeit und Vertretungsstunden habe ich Empfehlungen für die Vermeidung von Mehrarbeit und die Abrechnung von Vertretungsstunden aufgeführt.

Auch das ist eine Möglichkeit: Reichen Sie eine Überlastungsanzeige ein!

Nach dem Arbeitsschutzgesetz ist die Schulleitung für die Arbeitssicherheit und die Gesundheit der ihr anvertrauten Personen in der Schule zuständig. Andererseits ist auch jeder Beschäftigte verpflichtet, für seine eigene Gesundheit und für die Gesundheit der ihm anvertrauten Schülerinnen und Schüler zu sorgen. Wenn also die eigene Gesundheit gefährdet ist, weil man überlastet ist und nicht mehr hundertprozentig einsatzfähig ist, so muss man dies dem Arbeitgeber oder dem Vorgesetzten melden. Die Gefährdung kann auch durch unzureichendes Arbeitsmaterial, durch unzureichende räumliche Bedingungen oder fehlende personelle Ressourcen eintreten. Sie ist zum Beispiel immer gegeben, wenn ich als Lehrerin oder Lehrer aufgefordert werde, die Nachbarklasse mitzubeaufsichtigen, weil eine Kollegin oder ein  Kollege fehlt.

Die Überlastung zeigt man mit einer Überlastungsanzeige an. Diese reicht man formlos bei der Schulleitung ein und vermerkt mit Angabe von Datum, Ort und Beschreibung des Ereignisses die Form der Überlastung.  Die GEW Köln hat auf ihrer Webseite sogar eine Mustervorlage für eine Überlastungsanzeige. Der Justitiar des Lehrerverbandes „lehrernrw“ hat ebenfalls eine Vorlage für die Überlastungsanzeige entworfen. Sinnvoll ist es, auch den Personalrat zu informieren, indem man ihm eine Kopie der Überlastungsanzeige zukommen lässt.

Themenbereich Internet-Adresse
Gute Informationen über die Gestaltung des Arbeitsplatzes und Gesundheitsvorsorge www.sozialnetz-hessen.de/ergo-online/
Kurzübersicht über die 50 häufigsten Krankheiten www.lifeline.de/
Zur Gestaltung des Arbeitsplatzes gibt es eine Fülle von Informationen bzw. Adressen bei der IG Metall. www.igmetall.de
Hervorragende Materialien zur Stressbewältigung und zum Aufbau eines lustvollen Arbeitseinsatzes finden Sie bei der Techniker-Krankenkasse. www.TK-online.de
Anti-Stress-Strategien http://www.dak.de
Eine sehr gute Zusammenfassung zum Themenbereich „Stressbewältigung und Balancing“ bietet die Gmünder Ersatzkasse an; dazu Broschüren und Stresstests http://www.barmer-gek.de
Informationen zur Potsdamer Lehrerstudie www.persoenlichkeitspsychologie-potsdam.de

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